Die perfekte Idylle. Der ewig romantische Traum von Afrika.
Vom touristischen Werbespot zum gesellschaftskritischen Dokumentarfilm
Es begann einst als Idee für einen Tourismuswerbespot. Fasziniert von Tarsem Singhs filmischem und visuellem Meisterwerk „The Cell“, in dem Jennifer Lopez den Zuschauer in einem wehenden weißen Kleid über die roten Dünen des Deadvlei, Sossusvlei in Namibia führte, entstand für mich die Idee für eine Projektarbeit an der Filmakademie Baden-Württemberg. Die filmische Umsetzung sollte zunächst in Form eines hochästhetischen Werbespot erfolgen, der das Land für den Tourismus noch interessanter macht. Denn der Grund lag für mich auf der Hand: In Namibia erreicht der landschaftlich-szenische Minimalismus seine facettenreiche Exzellenz.
Nirgendwo sonst kann in dieser Dimension eine solch reduzierte, atemberaubende Ästhetik in der Natur erkundet werden
Für uns Europäer, insbesondere für Deutsche, war das Land schon immer ein Anlass für romantische Fantasien. Einfach vor dem Alltag flüchten und inmitten dieser wunderbaren Umgebung etwas völlig Neues beginnen. Die Vorstellung, in diese einzigartige Region Afrikas zu entfliehen, klang für uns schon immer verlockend. Das ehemalige Deutsch-Südwestafrika, wie es die Kolonialisten in der Vergangenheit nannten, weckte seit jeher unendlich viele Sehnsüchte. Und so strömen wir auch heute noch in das Land, um Safaris zu unternehmen, um die Wildnis zu erleben oder über die endlosen Dünen zu fliegen. Namibia gilt nicht unbedingt als eine enorm gefährliche Region Afrikas. Es ist kein Ägypten, kein Ruanda, kein Angola ... es ist irgendwie eine leichtere Version von Afrika, eine Grauzone, in der die Apartheid etwas weit weg zu scheint und doch Kaiser Wilhelm noch immer Bestandteil von Straßennamen ist.
Der gesamte Film wurde für einen ganz besonderen authentischen und lebendigen Look bewusst nicht digital, sondern analog produziert.
Ein multidisziplinäres, enthusiastisches Team für die gesamte Produktion
Zusammen mit einem Tourguide und vielen Helfern begab sich mein Team, bestehend aus Produzent, Kameraleuten und mir als Regisseur, für
viele Wochen auf eine anstrengende Reise durch Namibia, Südafrika und Regionen Angolas. Dank der Unterstützung von Sponsoren konnten wir
atemberaubende Aufnahmen aus der Luft machen, die Umgebung aus der Makroperspektive erkunden und aufwändige Kranfahrten inmitten der Canyons
vornehmen. Außergewöhnliche Perspektiven und vor allem Zeitrafferaufnahmen sahen wir durch die kontinuierliche, fließende Bewegung als den
maßgeblichen Stil des Films an und diese wurden durch interessante Eindrücke unserer einheimischen Protagonisten abgerundet.
Für den besonderen authentischen Look wurde der gesamte Film nicht digital, sondern rein analog produziert. Obwohl dies eine sehr aufwendige
Arbeit bedeutete, war es uns in der Nachbearbeitung wichtig, dass sich unser Ergebnis von der sehr sauberen und extrem scharfen HD-Bildqualität
absetzt. Nebenbei war das auch die beste Entscheidung beim Arbeiten unter sehr sandigen und staubigen Bedingungen.
Auch während der Postproduktion war multidisziplinäre Zusammenarbeit wichtig
Timeline Studios in Stuttgart unterstützten uns mit ihrem Wissen bei allen Themen rund um Farbkorrektur und visuelle Effekte. Mit Unterstützung der Filmuniversität Potsdam Babelsberg und dem Filmorchester Babelsberg, insbesondere durch das außergewöhnliche Engagement und Talent des Chefdirigenten Bernd Wefelmeyer, entstand ein atemberaubender Soundtrack, den Steffen Greisiger im Rahmen seiner Abschlussarbeit komponierte, während uns 908 Video beim Sounddesign unterstützte.
Eine zweite Fassung mit vollkommen anderen Storytelling-Ansatz
In der Postproduktion wurde deutlich, dass der zunächst angestrebte Werbefilm nicht das einzige Ergebnis des gesamten Projekts sein konnte. Unzählige Filmrollen mit stundenlangem Material sollten Anlass für einen zweiten Schnitt sein. Und so entstand die Idee eines Kurzfilms als Kombination aus Dokumentation und Musikvideo im Stil von Koyaanisqatsi oder Baraka. Die visuelle Botschaft der Bilder selbst stand für uns mehr im Vordergrund als die erzählerische Handlung der Protagonisten. Da wir Namibia selbst als ein Land voller Kontraste und Faszinationen erlebten, wollten wir das Publikum auf diese Reise mitnehmen und diesem all das zeigen, was uns als Touristen verwehrt gewesen wäre. So war es nicht möglich, diesen Eindruck in Form eines Werbefilms zu vermitteln. In der Authentizität, die genau an der Schnittstelle zwischen Tourismus und traditioneller Identität entsteht, haben wir den besten unverfälschten Eindruck von Namibia gewonnen.
Filmfestival- und Fotografiepreise
Nicht nur der Film selbst wurde auf verschiedenen internationalen Festivals, Ausstellungen und Veranstaltungen wie dem Long Island Festival in New York, dem Ischia Film Festival, dem Filmfestival Cannes und vielen mehr aufgeführt sowie ausgezeichnet. Mit Unterstützung der Deutsch-Namibischen Gesellschaft wurde er im Rahmen unzähliger Veranstaltungen präsentiert. Auch die fotografischen Essays, die als Grundlage für den Einsatz der Kamera dienten, wurden vielfach ausgestellt und prämiert, z.B. bei den International Photography Awards in New York & Los Angeles, beim Prix de la Photographie in Paris, beim deutschen obs / dpa-Preis, ...